Die Würfelnatter (Natrix tessellata)
Bei der Würfelnatter (Natrix tessellata) handelt es sich um eine rund einen Meter lange ungiftige Schlange, die in Mitteleuropa extrem selten ist. Sie gehört zur Familie der Nattern und innerhalb dieser Familie zur Gattung der europäischen Wassernattern. Die wärmeliebende Art ist für den Menschen ungefährlich und wurde 2009 zum „Reptil des Jahres“ gekürt.
Erfahren Sie in diesem Artikel wie die Würfelnatter aussieht, in welchen Gebieten sie angesiedelt ist, wie der Lebensraum aussieht, wen die Natter frisst und von wem sie gefressen wird. Außerdem erklären wir Ihnen, warum die Würfelnatter so selten in Deutschland ist und warum sie vom Aussterben bedroht ist.
Inhaltsverzeichnis
Wie sieht die Würfelnatter aus?
Die Würfelnatter wird 80 Zentimeter bis maximal 1,30 Meter lang. Es gibt Berichte über Weibchen, die noch deutlich größer gewesen sein sollen. Grundsätzlich sind die Männchen aber etwas kleiner und schlanker als die Weibchen und werden meist um die 80 Zentimeter lang.
Die Würfelnatter weist ein charakteristisches Muster auf: Auf ihrer Oberseite trägt sie ein mehr oder weniger viereckiges Muster, das wie gewürfelt aussieht. Diesem Muster verdankt die Schlange ihren Namen (tessellata bedeutet „mit Würfeln bedeckt“). Manchmal werden die Tiere wegen dieses Musters auch mit Vipern verwechselt. Der Gattungsname Natrix bedeutet übersetzt „Schwimmer“, was sehr passend ist, da Würfelnattern das Wasser lieben.
Die Oberseite der Würfelnatter ist oft grau oder braun gefärbt, kann aber auch olivgrün und sogar schwarz wirken. Es gibt auch Berichte über komplett schwarze Würfelnattern. Die Unterseite einer Würfelnatter ist weiß und kann schwach rötlich wirken. Hinzu kommen unregelmäßig verteilte dunkle Flecken auf der Unterseite. Die Schuppen an den Seiten der Natter fallen häufig durch weiße Sprenkel auf.
Der Kopf der Würfelnatter ist kantig, schmal und läuft spitz zu. Die Nasenöffnungen sind deutlich sichtbar, ebenso die Augen, die bei der Schlange schräg nach oben gerichtet sind. Der Kopf ist deutlich vom Körper zu unterscheiden
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Wo lebt die Würfelnatter?
Die Würfelnatter lebt vor allem in Mittel- und Südosteuropa, außerdem ist sie in Asien bis in den Westen Chinas und den Nordwesten Indiens heimisch. Die Tiere leben beispielsweise auf dem Balkan, im Süden von Russland, in der Türkei und in Afghanistan sowie am Delta des Nils. In Mitteleuropa gibt es Würfelnattern in einigen Teilen Italiens, in Slowenien, in Österreich, in der Schweiz, in Ungarn sowie in der Tschechischen Republik.
In Deutschland liegen die nördlichsten Fundorte der Würfelnatter. Dort lebt die Schlange aber nur in isolierten Revieren. Weil die Schlange warme Temperaturen braucht, lebt sie in Deutschland in der Nähe von Mosel, Lahn und Nahe. Außerdem hat man versucht, sie an der Elbe in der Nähe von Meißen wieder heimisch werden zu lassen.
Früher einmal besiedelte die Würfelnatter den Mittelrhein und einige Nebenflüsse. Am Rhein gilt die Art aber bereits seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts als ausgestorben. An der Lahn gibt es gegenwärtig nur noch eine einzige Population am Unterlauf des Flusses. Weit verbreitet war die Art früher im Moseltal, wo sie am Unter- und Mittellauf lebte. Auch dort gibt es nur noch eine kleine Population am Unterlauf des Flusses. An der Nahe lebt die Würfelnatter am Mittellauf bis hin zur Rheinmündung und in einigen Seitenflüssen.
An Lahn und Mosel leben die Nattern nur in kleinen Uferabschnitten, die jeweils nur ein bis zwei Kilometer lang sind. An der Nahe findet man den stärksten Bestand an Würfelnattern: Dort besiedeln sie das Ufer des Flusses auf einer Länge von rund 20 Kilometern.
Früher lebte die Würfelnatter auch an der Elbe bei Meißen. Dort gilt die Art seit Mitte des 21. Jahrhunderts als ausgestorben. 1999 gab es einen Versuch, die Schlange dort wiederanzusiedeln. Durch das starke Hochwasser im Sommer 2002 erlitt die noch junge Population aber einen starken Einbruch. Aktuell geht man aber davon aus, dass noch Würfelnattern an der Elbe leben.
Wie sieht der Lebensraum der Würfelnatter aus?
Die Würfelnatter benötigt ein Gewässer in ihrer Nähe. Die Schlange siedelt sich vor allem in der Nähe von Flüssen an, fühlt sich aber auch an Seen wohl. Teilweise lebt sie sogar bei Küstengewässern wie beispielsweise am Ufer des Schwarzen Meeres in Bulgarien.
Dabei benötigt die Natter möglichst naturbelassene Gewässer. Die Ufer sollten nicht steil abfallen, sondern flach ins Wasser laufen. Optimal für die Schlange sind außerdem Flussbänke aus Kies, Sand oder Schotter. Sie bevorzugt Gewässer, in denen viele Fische leben, weil sie dort optimale Bedingungen findet, um sich fortzupflanzen. Ihre Eier legt die Schlange vor allem in Treibgut ab, das am Ufer angeschwemmt worden ist. Dabei kann es sich zum Beispiel um organisches Material wie Holz handeln. Findet die Schlange kein Treibgut, dann weicht sie auf andere Ablagerungen am Ufer aus. Es kommt beispielsweise auch vor, dass sie ihre Eier in einem Misthaufen ablegt.
Zum Sonnen nutzt die Natter gerne Hänge wie beispielsweise Weinberge oder auch Bahndämme, Straßen und Böschungen. Trockenmauern nimmt die Würfelnatter gerne als Versteck und als Möglichkeit zur Überwinterung.
Wie lebt die Würfelnatter und wie pflanzt sie sich fort?
Damit die Würfelnatter ihr Winterversteck verlässt, muss die Temperatur mindestens zehn Grad Celsius betragen – im Schatten. Für Deutschland bedeutet es, dass die Würfelnatter erst im April oder Mai aus ihrem Versteck kriecht. Meistens bleibt sie dann zunächst noch für eine Weile in der Nähe ihres Winterquartiers und sonnt sich dort. Ins Wasser geht die Würfelnatter erst, wenn es mindestens zwölf Grad Celsius warm ist. Dann schwimmt und taucht sie sehr gerne. Oft bleibt sie mehrere Stunden lang im flachen Wasser und verlässt es nur, um sich in der Sonne aufzuwärmen oder um sich fortzupflanzen.
Im Frühsommer paart die Schlange sich – in der Regel im Zeitraum Mai bis Juni. Das geschieht meistens versteckt im Uferbereich. Dabei kommt es manchmal zu richtigen Paarungsplätzen, an denen sich mehrere Schlangen ineinander verknäulen. Ihre Eier legt die Schlange ab Anfang Juli ab, die ersten jungen Schlangen schlüpfen daraus ab Anfang August. Sie sind dann rund 14 bis 24 Zentimeter lang und beginnen sofort zu fressen. Nach rund einer Woche häuten sie sich. Wenn sie genug zu fressen haben, können junge Schlangen bis zum Winter bereits rund 30 Zentimeter lang werden.
Bereits Mitte September beginnt die Schlange in Deutschland damit, sich ein Versteck für den Winter zu suchen, das sie spätestens Mitte Oktober bezieht.
Die Schlangen sind tagaktiv. Am Vormittag wärmen sie sich meistens in der Sonne. Am Nachmittag geht die Würfelnatter auf Nahrungssuche.
Was frisst die Würfelnatter?
Die Würfelnatter ernährt sich vor allem von kleinen und mittelgroßen Fischen. In Deutschland frisst sie gerne den Gründling, aber auch verschiedene Karpfenarten und andere Fische. In der Regel frisst die Schlange ihre Beute im Wasser. Ist ihre Beute aber zu sperrig, dann kriecht sie zum Fressen auch manchmal ans Ufer.
Ihre Beute fängt die Natter unter Wasser. Dort wartet sie entweder, um dann blitzschnell vorzustoßen und einen Fisch zu fangen – oder sie geht aktiv auf die Jagd nach Fischen.
Wer sind die Feinde der Würfelnatter?
Zu den Fressfeinden der Schlange zählen kleiner Säugetiere wie zum Beispiel Wiesel und Bisamratten. Außerdem wird sie von Vögeln wie Reihern und Lachmöwen gefressen. Man geht davon aus, dass auch große Raubfische wie Welse und Hechte Jagd auf Würfelnattern machen. Außerdem fressen Stockenten junge Würfelnattern.
Wenn die Schlange sich bedroht fühlt, dann zischt sie. Außerdem kann sie aus ihren Postanaldrüsen ein Sekret verspritzen, das unangenehm riecht. Manchmal stellt die Würfelnatter sich auch tot und fällt dabei in eine Schreckstarre.
Wie sieht es mit Gefährdung und Schutz der Würfelnatter aus?
In Deutschland ist die Schlange vom Aussterben bedroht. Das liegt vor allem daran, dass ihr Lebensraum starken Eingriffen ausgesetzt ist. Viele Flüsse in Deutschland sind begradigt worden. Viele Flüsse sind vertieft oder ausgebaut worden. An einigen Gewässern sind im Uferbereich Straßen entstanden, die den Lebensraum der Natter durchtrennen.
Hinzu kommt, dass die Schlange störanfällig ist: Freizeitaktivitäten können die Tiere gefährden. Dazu zählen nicht nur laute Motorboote, Badegäste, Angler oder Kanufahrer, sondern auch touristische Einrichtungen wie Campingplätze oder Bootsanleger. Manchmal werden die Tiere auch durch Schiffsschrauben verletzt. Hin und wieder werden sie sogar illegal gefangen, was die Bestände weiter dezimiert.
Zum Schutz der Würfelnatter, muss ihr Lebensraum gesichert werden. Dazu sind besondere Schutzgebiete notwendig. Diese dürfen nicht verwildern, sondern müssen so weit gepflegt werden, dass dort offene Bereiche erhalten bleiben. Auch angrenzende Biotope sollten entsprechend aufgebaut sein, damit Jungschlangen sich dort ansiedeln können.
- Kreuzotter - Giftige Schlange aus der Familie der Vipern
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- Aspisviper - Zweite giftige Schlange in Deutschland
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- Blindschleiche - Echsenart die häufig für eine Schlange gehalten wird